Vom „Polizei-Knüppel“ zum „Mehrzweck-Einsatzstock“
Ausrüstung des Einsatz- und Streifendienstes (ESD)

Seit Gründung der Ortspolizeibehörde Bremerhaven im Juni 1945 hat sich nicht nur im äußeren Erscheinungsbild der Beamtinnen und Beamten, sondern insbesondere auch in Bezug auf die zur Verfügung stehende Ausrüstung einiges getan.

Da in den ersten Jahren die Beschaffung von Dienstpistolen für alle Einsatzkräfte schwierig war, wurden die Beamten mit einem „Polizei-Knüppel“ ausgestattet. Dazu gab es im „Kommandobefehl Nr. 30“, vom 06. März 1946 eine vom damaligen Polizeidirektor unterschriebene Handlungsanweisung, wie dieser zu gebrauchen und zu tragen war.

Denkt man heutzutage über Ausrüstungsgegenstände der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten des Einsatzdienstes nach, werden jedem sofort die Dienstpistole, Handfesseln und der „Schlagstock“ einfallen. Dass die aktuelle Ausrüstung aber deutlich umfangreicher ist, werden wir Ihnen in diesem Artikel darstellen.

Bleiben wir vorerst bei dem im Jahre 1946 so benannten „Polizei-Knüppel“. Dieser Ausdruck klingt plump und martialisch. Er wird damit vielleicht noch dem damaligen Ausrüstungsgegenstand gerecht, dem heutigen aber bei weitem nicht mehr. Das Wort „Schlagstock“ werden Sie in der modernen Polizeisprache ebenfalls nicht mehr finden. Vielmehr sprechen wir heute von einem „Mehrzweck-Einsatzstock“, der überwiegend bei geschlossenen Einsätzen getragen wird, und dem „Einsatzstock-kurz-ausziehbar“, der aufgrund seiner kompakten Maße im Einsatz- und Streifendienst mitgeführt wird. Da bei der Polizei viel in Abkürzungen gesprochen wird und die oben genannten Begriffe sehr sperrig sind, werden sie im täglichen Dienst als „MES“ und „EKA“ bezeichnet.

Aber nicht nur die Benennung hat sich geändert, sondern auch der Einsatzwert dieser Gegenstände. Während früher „Schlagstöcke“ und „Knüppel“ hauptsächlich für den offensiven Einsatz genutzt wurden, sind sowohl die neue Bauart als auch die Ausbildung an diesen Einsatzmitteln darauf ausgerichtet, die defensiven Einsatzzwecke in den Vordergrund zu stellen. So werden neben den unterschiedlichen Schlag- und Stoßtechniken diverse Abwehrtechniken gelehrt. Insbesondere der „MES“ bringt aufgrund seiner Beschaffenheit ein großes Potential im Bereich der defensiven Techniken mit sich.

Während früher von Streifenpolizisten noch zwei Groschen (20 Pfennig) mitgeführt wurden, um im Notfall aus einer Telefonzelle das Revier oder die Leitstelle erreichen zu können, gehört schon seit Jahrzehnten das Handfunkgerät zur Standardausrüstung einer und eines jeden Polizeibeamtin bzw. -beamten.

Seit 2010 nutzt die Polizei Bremerhaven den Digitalfunk, der neben einer besseren Verständigung viele nützliche Funktionen mit sich brachte, die mit dem vorher eingesetzten Analogfunk nicht abgebildet werden konnten.

Dass Handfesseln zur Ausrüstung von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten gehören, wissen nicht nur eingefleischte Krimi-Fans. Die Polizei Bremerhaven nutzt seit einigen Jahren ein neues Modell, welches über einen besseren Schlüssel verfügt und damit nicht, wie oftmals im Krimi dargestellt, mit einer aufgebogenen Büroklammer geöffnet werden kann. Außerdem haben die Schellen einen größeren Durchmesser. Jeder, der schon einmal eine Person mit überdurchschnittlich breiten Unterarmen fesseln musste, weiß diese Neuerung sehr zu schätzen!

Neben den Handfesseln stehen für besonders renitente Personen auch Fußfesseln zur Verfügung.

Da in einem anderen Artikel bereits auf die Dienstwaffen der Polizei Bremerhaven eingegangen wurde, soll dieser Ausrüstungsgegenstand hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Besonders im Nachtdienst erweist sich die Taschenlampe als Ausrüstungsgegenstand, der am häufigsten eingesetzt wird. Dank moderner LED Technik verbinden die aktuellen Taschenlampen zwei wichtige Aspekte miteinander: Sie sind leistungsstark, aber trotzdem leicht und handlich.

Damit kommen wir zur Kehrseite der stetig wachsenden Ausrüstung. Vor der Einführung neuer Ausrüstungsgegenstände muss neben einer Kosten-Nutzen Abwägung immer mit beachtet werden, dass weitere Ausrüstung auch weiteres Gewicht mit sich bringt. Selbst ohne die Schutzausrüstung für geschlossene Einsätze oder Einsätze mit hohem Risiko trägt jede Beamtin und jeder Beamte im Streifendienst schon heute mehrere Kilogramm an Ausrüstung mit sich. Während dies für ein bis zwei Stunden am Tag noch unproblematisch ist, wird es nach acht oder mehr Stunden Dienst durchaus unangenehm. Eine willkommene Besserung hat hier die Einführung der sogenannten „Außentragehülle“ (ATH) für die Schutzweste gebracht. Während bisher die Schutzweste unter dem Hemd getragen und somit nicht „mal eben“ ausgezogen werden konnte, kann nun die Weste einfach an Wache abgelegt und vor der nächsten Streifenfahrt oder dem nächsten Einsatz wieder angelegt werden. Dies ist nicht nur aufgrund des Gewichts der Schutzweste eine große Erleichterung, sondern auch weil die Weste das Gegenteil von atmungsaktiv ist.
Als weiteren Vorteil bietet die ATH die Möglichkeit, diverse Ausrüstungsgegenstände an der Weste zu befestigen und diese so ebenfalls mit abzulegen.

Neben den mittlerweile altbewährten Ausrüstungsgegenständen läuft bei der Polizei Bremerhaven seit Oktober 2018 ein Probelauf des sogenannten „Distanz-Elektroimpulsgeräts“ (DEIG), umgangssprachlich häufig „Taser“ genannt. Ziel des Probelaufs ist es herauszufinden, ob sich durch den Einsatz des DEIG das Verletzungsrisiko aufgrund der stetig zunehmenden Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten sowohl für die Einsatzkräfte als auch für das polizeiliche Gegenüber reduzieren lässt.
Als „Einsatz“ des DEIG wird hierbei nicht erst das Abgeben eines Elektroimpulses verstanden, sondern bereits die Androhung desselben. Neben der mündlichen Androhung des DEIG-Einsatzes ist auch das Zielen mit dem DEIG auf das polizeiliche Gegenüber als DEIG-Einsatz zu werten. Dies kann durch einen sogenannten „Lichtbogen“ der entsteht, wenn elektrische Energie zwischen beiden Elektroden fließt und/oder durch eine Laservisiereinrichtung unterstütz werden.

Ein weiterer Probelauf startete im Sommer 2019: Seitdem sind bei der Bremerhavener Polizei „Bodycams“ im Einsatz. Diese Kameras werden von den eingesetzten Kräften sichtbar im Brustbereich getragen. Sie sollen primär eine präventive Wirkung entfalten, da davon auszugehen ist, dass das polizeiliche Gegenüber von Beleidigungen und Angriffen gegen die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten absieht, wenn dieses Verhalten auf einer Kamera festgehalten wird. Darüber hinaus können die Videoaufnahmen bei der späteren Rekonstruktion eines Tatgeschehens helfen, wenn es trotz Bodycam-Einsatzes zu Straftaten gekommen ist.

Zur Ausrüstung der Kolleginnen und Kollegen des Einsatzdienstes gehören aber natürlich nicht nur Gegenstände, die diese am Körper mit sich führen: Auch die Ausrüstung der Fahrzeuge hat sich stetig verbessert. Während die Einführung der ersten Signalleiste auf dem Dach mit der Möglichkeit, per Knopfdruck die Worte „Stopp Polizei“ aufleuchten zu lassen, bereits eine Verbesserung im Gegensatz zum Anhalten per Kelle darstellte, können heute neben diversen Schriftzügen wie „Schwertransport“, „Unfall“, Pfeile nach links oder rechts, „Gefahr“, etc. LED Seitenscheinwerfer und natürlich auch das Blaulicht komfortabel über ein Bedienpanel gesteuert werden.

Darüber, ob man das Folgende als „Einsatzmittel“ oder als besonders haarigen Kollegen einstuft, scheiden sich die Geister. Korrekterweise werden sie im Polizeijargon zu den „Führungs- und Einsatzmitteln“ (FEM) gezählt. Egal, wie man sich entscheidet: Die Diensthunde bieten einen enormen Einsatzwert, der von allen Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt wird. Werden Täter in einem Objekt vermutet, suchen die Diensthunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn gezielt nach ihnen und zeigen durch Bellen an, wenn sie jemanden gefunden haben. Auf Geheiß des Diensthundeführers oder der Diensthundeführerin unterbindet der Diensthund Angriffe und Fluchtversuche zuverlässig.

Um auch im Straßenverkehr die Einhaltung der Vorschriften und Gesetze überwachen zu können, verfügt die Schutzpolizei über Lasermessgeräte zur Geschwindigkeitsüberwachung, eine Radlastwaage zum Wiegen von Fahrzeugen, einen Rollenprüfstand mit dem die tatsächlich erreichbare Geschwindigkeit von Motorrollern festgestellt werden kann, diverse Spezialausrüstung zum Vermessen von Fahrzeugen sowie über jahrelange Erfahrung und das Wissen aus diversen Fachlehrgängen.

Nachdem hier eine Vielzahl von Ausrüstungsgegenständen vorgestellt wurde, fehlt noch der mit Abstand wichtigste. Jede Polizeibeamtin und jeder Polizeibeamte, der ihn schon einmal vergessen hat, wird bestätigen können, dass man ohne ihn schnell an seine Grenzen stößt. Spätestens wenn man sich neben der genauen Tatzeit, dem Tatort und den Personalien der Beteiligten auch noch eine Telefonnummer merken soll, wird deutlich, dass der Polizeiberuf ohne Notizbuch und Stift nicht durchführbar ist.