Spektakuläre Unglücksfälle in und an der Grenze Bremerhavens

In den letzten 75 Jahren haben sich in Bremerhaven einige spektakuläre Unglücksfälle ereignet, bei denen Menschen starben oder schwer verletzt wurden. In solchen Fällen, die das alltägliche Einsatzgeschehen der Polizei bei Weitem übersteigen, werden eine Vielzahl von Maßnahmen der Einsatz- und Rettungskräfte notwendig. Dabei ist es unabdingbar, dass alle Retter Hand in Hand arbeiten. Die Maßnahmen reichen von der Absperrung der Unfallstelle, über die Untersuchung der Unglücksursache, bis hin zur strafrechtlichen Ermittlung Verantwortlicher. Vier dieser Fälle sollen hier kurz geschildert werden.

Am 2. Mai 1964 fand auf dem Flughafen Weddewarden der alljährliche „Open Day“ des amerikanischen Militärs statt. Es gab Musik, Paraden und Flugvorführungen der NATO-Staaten. Um 15.28 Uhr kam es bei einer Flugvorführung bei langsamer Fluggeschwindigkeit zu einer Bodenberührung eines Starfighters (Lockheed F 104G). Der Pilot, Angehöriger der US Air Force, konnte sich zwar noch mit dem Schleudersitz aus der Maschine herauskatapultieren, verstarb aber verletzt in einem wasserführenden Graben im Bereich der Wurster Straße. Das Flugzeug blieb in dem Bereich stark zerstört auf einem freien Feld liegen.


Flugzeugabsturz Weddewarden während einer Flug Show 1964


Flugzeugabsturz Weddewarden während einer Flug Show 1964

Am 22. August 1970 lief der Heckfänger „Vest Recklinghausen“ von Bremerhaven in Richtung isländische Fanggebiete aus. In Höhe des Leuchtturms Roter Sand meldete das Schiff ein Feuer an Bord, das sich so rasch ausgebreitet hatte, dass es mit Bordmitteln nicht mehr unter Kontrolle zu bringen war. Der Fischdampfer brannte in voller Ausdehnung vom Vorschiff bis zur Mitte des Schiffes unterhalb der Brücke, in den Kammern, den Betriebsgängen und im Zwischendeck zu den Fischladeräumen. Die Decksplatten waren durch die Hitze schon verformt und nicht mehr begehbar. Erst unter Mithilfe von 10 herbeigeeilten Schiffen gelang es nach Stunden, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Acht Besatzungsmitglieder konnten aufgrund der Hitzeentwicklung nicht mehr gerettet werden. Später wurde ermittelt, dass der 17-jährige Kochmaat gegen 14.30 Uhr aus persönlichen Gründen in der Mannschaftsmesse einen Brand gelegt hatte – er wollte die Fangreise nicht antreten und schnell wieder nach Bremerhaven zurück.

Am 31. Januar 1985, um 12.56 Uhr stießen zwei Düsenjäger vom Typ Phantom F-4F des Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ aus Wittmund bei einer Abfangübung über der nördlichen Wesermündung zusammen. Sie kamen in einer Höhe von rund 4.300 Metern ins Trudeln und stürzten ab. Während sich eine der beiden Maschinen vor Burhave auf der anderen Weserseite in das Watt bohrte, stürzte das zweite Flugzeuge auf die große Werkstatthalle der Fa. Friedrich Tiemann am Grauwallring, wobei das Flugzeug sofort explodierte. In der „Flammenhölle“ starben neben dem Waffensystemoffizier der Maschine ein Mitarbeiter der Fa. Tiemann, der sich nicht mehr aus der Halle retten konnte. Außerdem wurden fünf Mitarbeiter der Firma schwer verletzt. Der Pilot der Phantom konnte sich noch mit dem Schleudersitz retten und kam ca. 3,5 km entfernt im Bereich des Bahnhofs Lehe am Fallschirm zu Boden. Eine dritte beteiligte Maschine konnte unversehrt nach Wittmund zurückkehren.


Flugzeugabsturz Thiemann-Halle 1985

Am 2. Weihnachtstag 2001 stürzte ein mit neun Personen besetztes, zweimotoriges Kleinflugzeug der „Bremerhaven Airline“ auf dem Flug zur Insel Wangerooge unmittelbar nach dem Start auf dem Flugplatz „Luneort“ in die Weser. Drei Insassen, darunter der Pilot, konnten sich aus dem Flugzeug befreien und von der Besatzung und Passagieren der Weserfähre geborgen werden. Der Pilot und ein männlicher Fluggast konnten trotz sofortiger Reanimationsversuche nicht gerettet werden. Lediglich eine Frau überlebte den Absturz, alle anderen Insassen starben.
Das Wrack konnte erst nach Tagen geborgen werden. Die Ermittlungen zur Absturzursache zogen sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren hin. Ursache für den Unfall waren schnee- und eisbedeckte Tragflächen der Maschine.
Im Rahmen der kriminalpolizeilichen Tätigkeiten stellten die Betreuung der Opferfamilien und deren ständige Information über den Stand der Bergung und der Ermittlungen einen Schwerpunkt dar. So wurden jeder der betroffenen Familien nur zu diesem Zwecke entsprechende Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter zugewiesen. Ferner wurden zentrale Informationsveranstaltungen und eine gemeinsame Trauerfeier angeboten. Aufgrund der Belastung für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr wurde parallel dazu ein Notfallseelsorgekonzept für diesen Personenkreis entwickelt, das bis in die heutigen Tage immer wieder optimiert und angepasst wurde.