Die „Sail“ in Bremerhaven. Sicher eine der markantesten Veranstaltungen in der Stadt Bremerhaven seit 1986. Bereits neunmal fand diese Veranstaltung in unterschiedlicher Ausprägung statt. Millionen von Menschen aus nah und fern werden immer wieder von diesem maritimen Ereignis angezogen. Nicht nur eine große Leistung der „Macher“ dieser Events, sondern auch eine enorme Kraftanstrengung für die Polizei.

Ungeahnte Verkehrsströme laufen Tag für Tag während der Veranstaltung auf die Innenstadt zu. Von prominenten Politikern, über Reisegruppen, bis hin zu Familien möchten alle so nah wie möglich an das maritime Festgelände herankommen. Und damit sie das auch können, bietet die Polizei Einiges auf. Immer sind es hochrangige Politiker, die als Schirmherr*in der Sail auftreten. So war es Bundespräsident Joachim Gauck, der 2015 mit sichtbarem Gefallen die Schirmherrschaft über das Sommerspektakel übernahm. Doch was so unbeschwert scheint, ist doch durchdachtes Kalkül der Sicherheitsorganisationen und damit auch der Polizei.

Eine Eskorte für die An- und Abreise muss gestellt werden. Personenschützer wachen über das Wohlergehen des Staatsmannes und ihm muss der Weg durch die Besuchermassen ermöglicht werden. Nicht ganz einfach, wenn zehntausende Bürger*innen einen Blick von ihm aus nächster Nähe erhaschen wollen.

Der größte Anteil für die Polizei liegt aber in der Gewährleistung, den Verkehr zu Lande und zu Wasser so störungsfrei wie nur möglich laufen zu lassen. Dazu werden im Vorfeld Lenkungspläne erstellt, die festlegen, auf welchen Routen der Fließverkehr am besten in die Stadt gelangen kann. Wie viele und wo können Autos, Motorräder und Wohnmobile zum Abstellen untergebracht werden. Und damit die Besucher von dort aus auf das Veranstaltungsgelände gelangen können, müssen Busse immer die Möglichkeit haben, über freie Routen dorthin zu kommen. Das heißt, diese Strecken müssen freigehalten werden. Dazu sind natürlich viele zusätzliche Verkehrszeichen notwendig, aber auch Polizisten*innen, die je nach Verkehrsaufkommen helfend eingreifen, um den Verkehr leichter fließen zu lassen. Das geht schon auf der Autobahn los und zieht sich weiter durch die ganze Stadt.

Aber auch auf dem Festgelände möchten die Besucher natürlich unter einem sicheren Blick der Polizei flanieren können. Auch das steht im Aufgabenheft der Polizei, sowohl uniformiert, als auch in ziviler Kleidung zum Beispiel den Taschendieben auf die Finger zu schauen.

Doch nicht nur an Land, sondern auch auf dem Wasser, hier insbesondere auf der Weser, können nur geordnete Abläufe vor Unfällen und Pannen schützen. Dort sorgt die Wasserschutzpolizei dafür, dass nur die vorgeschriebenen Routen auf den Wasserstraßen benutzt werden. Immerhin sind über 250 Großsegler und kleinere Schiffe aus rund 20 Nationen so zu lenken, dass sie ihre zugewiesenen Liegeplätze über die Schleusen der verschiedenen Häfen erreichen und von dort ihre Törns starten können, auf denen auch viele Besucher mitfahren.

Besonders fatal könnte es nämlich werden, wenn bei der großen Schiffsparade auf der Weser ein Skipper auf die Idee kommen würde, die Parade zu kreuzen, nur um eine besonders schöne Sicht zu haben.

Um alle diese polizeilichen Maßnahmen durchführen zu können, bedarf es einer sorgfältigen Planung. Schon lange im Vorfeld muss die Polizei dafür sorgen, dass zur Veranstaltung nicht nur das Personal gut vorbereitet bereitsteht, sondern dass auch das Material, das sie brauchen, im Polizeijargon „Führungs- und Einsatzmittel“ genannt, in ausreichender Zahl zur Verfügung steht. Das beginnt bei Funkgeräten, geht über eine ausreichende Anzahl von Fahrzeugen weiter und endet bei der Gulaschkanone für die Verpflegung der Beamten*innen. Dieses „Mehr“ von Polizisten und Material muss auch von anderen Bundesländern ausgeliehen werden. Bis nach Bayern reichten die Bitten, die ohne Zögern erfüllt wurden.

Wenn eine solche Veranstaltung auch viel von den Polizisten*innen abverlangt, so ist die Sail immer wieder die beliebteste Veranstaltung, für die sich die Freunde und Helfer gerne engagieren und auch etliche Überstunden machen. Die freundlichen Menschen, die tollen Gespräche, die Möglichkeiten zu helfen und zu zeigen, wofür die Polizei steht, sind Faktoren der Motivation, die alle anderen in den Schatten stellen.

Leider zwingt die Corona-Pandemie dazu, dass die geplante Sail 2020 abgesagt werden musste. Natürlich wurden auch schon bei der Polizei viele Vorbereitungen getroffen, die jetzt erstmal gestoppt werden. Aber im nächsten Jahr freuen wir uns schon auf die nächste geplante Veranstaltung. Frei nach dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.